Wahlprogramm

Laut für soziale Absicherung!

Studieren ist alles andere als gratis. Neben Studiengebühren, Lernunterlagen und technischer Ausstattung müssen noch die Miete, Heiz- und Energiekosten, Versicherung, öffentlicher Verkehr und vieles mehr gezahlt werden. Obwohl durch die aktuelle Teuerungskrise die Preise in unleistbare Höhen steigen, reichen unsere Beihilfen weiterhin nicht aus, um unser Studierendenleben auszufinanzieren. Schon lange vor der Teuerung müssen die meisten Studierenden arbeiten. Jetzt wird das Geld trotz Nebenjob knapp. Die Konsequenz davon bedeutet im schlimmsten Fall steigende Existenzängste oder sogar Studienabbruch. Wir wollen nicht, dass unsere Bildung und damit unsere Zukunft aufs Spiel gesetzt wird. Wir wollen ein gerechtes Studium, das für alle leistbar ist – auch in Krisenzeiten. Wir wollen eine Hochschule, in der es egal ist, woher man kommt oder wie viel Geld die Eltern verdienen. Alle, die studieren wollen, sollen das auch können. Deshalb sind wir laut für unsere Bildung und laut für die soziale Absicherung aller Studierenden! Wir fordern:

Gute Beihilfen sind der zentrale Schlüssel, um wirklich allen ein Studium zu ermöglichen – auch denen, die zu Hause weniger Geld haben. Allerdings sind unsere Beihilfen derzeit zu bürokratisch, ausgrenzend und vor allem viel zu niedrig. Das Resultat: Ein gutes Leben ohne finanzielle Sorgen kann sich von der jetzigen Beihilfe niemand leisten, besonders seit der Teuerung. Wer Beihilfe bezieht, muss meistens trotzdem zusätzlich zum Studium arbeiten, um die laufenden Kosten zu decken. Weil Arbeit und Studium kaum miteinander vereinbar sind, wird die Studiendauer verlängert. Außerdem sind die meisten internationalen Studierenden noch immer aus dem Beihilfesystem ausgeschlossen. Um allen ein leistbares Studium zu ermöglichen, braucht es eine wesentliche Erhöhung der Beihilfe. Unsere Forderung: Mittelfristig soll die Studienbeihilfe an die Mindestsicherung, also auf zumindest 1100€, langfristig an die Armutsgrenze auf knapp 1400€ angepasst werden. Zusätzlich sollen Studierende unabhängig ihrer Staatsbürger_innenschaft gefördert werden.

Wir fordern eine substanzielle Erhöhung der Beihilfen und die Ausweitung des Bezieher_innenkreises.

Vor über 20 Jahren wurden von ÖVP & FPÖ Studiengebühren in Österreich eingeführt. Das Resultat: Vor allem Studierende aus Arbeiter_innenfamilien und internationale Studierende können sich kein Studium mehr leisten und die Hochschulbildung wird immer selektiver. Dabei tragen die Studiengebühren kaum zum Hochschulbudget bei und sind nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn unsere Hochschulen sind weiterhin chronisch unterfinanziert, ausbaden müssen das aber wir Studierende. Wir wollen, dass öffentliche Bildung auch öffentlich ausfinanziert wird. Das heißt, der Staat muss unsere Hochschule finanzieren – nicht wir Studierende!

Wir fordern die sofortige Abschaffung aller Studiengebühren und eine öffentliche Ausfinanzierung der Hochschulen.

Die Studierendenbefragung der Österreichischen Hochschüler_innenschaft hat gezeigt: Fast die Hälfte aller Studierenden mit Betreuungspflichten hat Schwierigkeiten, ihr Studium mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren. Am stärksten davon betroffen sind Alleinerziehende, meist Mütter. Daran schuld ist die stetige Suche nach und Sorge um einen leistbaren und erreichbaren Betreuungsplatz. Nur den wenigsten Studierenden mit Kind steht ein Betreuungsplatz an der Hochschule zur Verfügung. Außerhalb der Hochschule sind Kindergartenplätze oft teuer und schwer zu bekommen. Doch Kinder zu haben, darf nicht länger eine Hürde im Studium sein! Mit einem garantierten Kinderbetreuungsplatz, der von der Hochschule kostenlos zur Verfügung gestellt wird, wird vor allem Alleinerziehenden die Vereinbarkeit von Kindern und Studium erleichtert.

Wir fordern kostenlose Kinderbetreuung am Hochschulstandort für alle Studierenden.

Wer krank wird oder einen Unfall hat, kann sich in Österreich auf ein Gesundheitssystem stützen, das einen nicht in einen finanziellen Ruin treibt. Dies gilt allerdings nur, solange man versichert ist. Maximal bis 27 können Studierende bei den Erziehungsberechtigten mitversichert sein, für einige noch kürzer oder sogar gar nicht. Wer im Studium zu wenig ECTS nachweist, muss sich selbst um eine Versicherung kümmern. Und das kann sehr schnell teuer werden. Bis zu 465€ im Monat kann eine Versicherung kosten – unleistbar für die meisten Studierenden. Unsere Gesundheit darf weder von unserer Leistung noch unserer finanziellen Lage abhängig sein, sondern muss Grundrecht für alle sein!
Gesundheit umfasst nicht nur körperliche, sondern auch mentale Gesundheit. Sowohl die andauernden Krisen und Zukunftsängste als auch der Leistungsdruck im Studium belasten uns körperlich und mental enorm. Therapieplätze sind leider rar und viel zu teuer. Deshalb braucht es auch einen kostenlosen Zugang zu Therapie jeglicher Art für Studierende. Denn unsere Gesundheit darf dem Staat nicht zu teuer sein!

Wir fordern eine kostenlose Krankenversicherung und gratis Therapie für alle Studierenden.

Laut für leistbares Wohnen!

Wohnen ist ein Grundbedürfnis und sollte eigentlich für alle leistbar sein! Wir Studierende müssen oft den Großteil unseres Einkommens allein fürs Wohnen ausgeben. Durch die aktuelle Teuerung und ungebremster Spekulation am Wohnungsmarkt explodieren nun aber die Preise für unsere Wohnungen. Die Mieten steigen immer wieder, zum Teil schon um über 50 Prozent seit dem vergangenen Jahr. Viele Studierendenheime sind veraltet, nicht an die Lebensrealitäten von Studierenden angepasst und mittlerweile kaum günstiger als ein WG-Zimmer. Wer mit diesen Preisen nicht mehr mithalten kann, verliert im wahrsten Sinne des Wortes das Dach über dem Kopf. Schnell wird klar: Der Wohnungsmarkt regelt sich nicht von alleine. Es braucht jetzt Maßnahmen gegen die horrenden Preise fürs Leben und Wohnen. Die teure Wohnung darf keine Hürde mehr sein, um überhaupt studieren zu können! Wir sind laut für leistbares Wohnen. Wir fordern:

Während Großkonzerne und Immobilienriesen Millionen von Euro an Gewinn machen, rutschen Studierende immer weiter in die Armut ab und wissen nicht, wie sie die nächste Rechnung bezahlen sollen. Schon jetzt arbeitet der Großteil der Studierenden, im Durchschnitt ganze zwanzig Stunden in der Woche. Aber auch das reicht nicht aus, um Miete und Energiekosten in der Teuerung zahlen zu können. Viele Studierende müssen sich zwischen einem warmen Mittagessen und der Stromrechnung entscheiden. Wer mit Mietpreisen oder dem Energiemarkt spekuliert und Profit daraus schlägt, riskiert die Lebensgrundlage von uns Studierenden. Es braucht Maßnahmen, um die drohende Armut vieler abzuwenden und die maßlose Profitsteigerung von Großkonzernen einzudämmen. Was in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich und Norwegen schon erfolgreich funktioniert, muss endlich auch in Österreich etabliert werden: Mit einem Deckel auf die Miet- und Energiepreise kann der ungebremsten Teuerung Einhalt geboten werden. Damit wird die Rechnung am Ende des Monats leistbarer.

Wir fordern die sofortige Deckelung von Miet- und Energiepreisen.

Vor allem in großen Universitätsstädten steigt der Preis für eine Wohnung momentan um ein Vielfaches an. Für viele ist die Miete also nicht mehr leistbar und stellt eine oft unüberwindbare Hürde fürs Studium dar. Die Wohnbeihilfe der einzelnen Bundesländer bietet hier ein wenig Abhilfe. Das Problem dabei: Wie viel gezahlt wird, wo sie beantragt wird und wer überhaupt Anspruch hat, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Das schafft Ungleichbehandlung und einen Haufen bürokratischer Hürden. Wir wollen stattdessen eine Wohnbeihilfe, die bundesweit geregelt und deutlich erhöht wird. So wird den Studierenden eine Unterstützung geboten, um die unbezahlbaren Mieten zu stemmen.

Wir fordern eine zentralisierte und ausfinanzierte Wohnbeihilfe, die für alle Studierende zugänglich ist.

Seit 2009 haben sich die Preise für ein Zimmer im Studierendenwohnheim um fast 50 Prozent erhöht. Was früher eine leistbare Möglichkeit für Studierende war, ist heute kaum noch billiger als ein Zimmer in einer WG. Diese absurde Erhöhung liegt am unkontrollierten Ausbau von privaten Studierendenheimen und der fehlenden Investition in gemeinnützige Heime. Leider treiben private Heimträger_innen die Preise in die Höhe, während sowohl die Ausstattung und das Angebot darunter leiden. Dabei wären Studierendenwohnheime der Ort, an dem vorgelebt werden kann, wie sozial- und klimagerechtes Wohnen in Zukunft aussehen könnte. Wir wollen keine Studierendenheime, die nur Geschäftsmodell und Einnahmequelle der Vermieter_innen sind. Wir wollen Heime, die für die Studierenden da sind und zukunftsgerichtet ausgestattet sind.

Wir fordern leistbare Studierendenheime, die zukunftsfit für die Studierenden gestaltet sind.

Das Zuhause ist für FLINTA* der gefährlichste Ort. Noch immer wird der Großteil der geschlechtsspezifischen Gewalttaten in den eigenen vier Wänden begangen, in fast allen Fällen von Männern. Gerade in Zeiten der Krisen nimmt geschlechtsspezifische Gewalt immer weiter zu. Viel zu oft gipfelt diese Gewalt auch in einem Mord, einem sogenannten Femizid. Während die Frauenministerin nur zuschaut, kürzt die ÖVP munter weiter das Budget für Frauenhäuser und Gewaltschutzeinrichtungen. Sie lässt das Problem mit Rechtfertigungsversuchen, die sich häufig rassistischer Vorurteile bedienen, unter den Tisch fallen. Wir wollen nicht weiter zusehen, wie die Regierung Femizid um Femizid kleinredet und verharmlost. Wir wollen nicht zusehen, wie Gewalt an nicht binären und trans Personen wegignoriert und missachtet wird. Es braucht eine ausreichende Finanzierung von Gewaltschutzeinrichtungen, einen Aktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt und eine Verhinderung weiterer Femizide.

Wir fordern einen umfassenden Gewaltschutzausbau für Betroffene häuslicher Gewalt, um allen ein Zuhause ohne Gewalt bieten zu können.

Laut für gerechte Studienbedingungen!

Unsere Hochschule ist veraltet. Seit Jahren sitzen wir im gleichen Hörsaal, der gleichen Hochschule, dem gleichen Bildungssystem. Was oft so starr und unveränderlich wirkt, ist auch ganz anders möglich. Wir wollen nicht, dass unsere Hochschulen nach derselben Logik wie ein Unternehmen funktionieren müssen und wollen weg vom ständig wachsenden Leistungsdruck. Wir wollen nicht nur starre Ausbildung, sondern freie und kritische Bildung für uns alle. Wir fordern eine Hochschule, die einerseits flexibel an unsere Lebensbedingungen angepasst und andererseits ein Ort für kritische Lehre ist. Wir sind laut für gerechte Studienbedingungen. Wir fordern:

Durchschnittlich verbringen Studierende 20,5 Stunden in der Woche in ihrem Job. Einen Teilzeitjob mit einem Vollzeitstudium zu vereinbaren, ist für die meisten eine unmögliche Aufgabe. Ob die nächste Vorlesung besucht werden kann oder doch noch eine Schicht in der Arbeit übernommen werden muss, ist oft nicht vorausschauend planbar. Geht es sich einmal aus, zuerst in die Vorlesung und dann in die Arbeit zu gehen, steigt der auf uns lastende Druck und die Zeit für Hausübungen oder Lernen bleibt nicht. Deshalb braucht es mehr Flexibilität im Studium. Mit dem Teilzeitstudium kann jedes Semester aufs Neue entschieden werden: Studiere ich Vollzeit, Teilzeit oder pausiere ich ein Semester. Mit einer Teilzeit-Option soll die Möglichkeit geschaffen werden, ein Semester lang nur die Hälfte aller Leistungen erbringen zu müssen, ohne dadurch mit Studiengebühren oder Beihilfeverlust abgestraft zu werden. So kann ein gerechtes Studium für alle Studierenden möglich gemacht werden, egal welche Lebensrealität wir haben.

Wir fordern die Umsetzung des Teilzeitstudiums für mehr Flexibilität im Studium.

Die Corona-Pandemie hat unser Gesellschafts- und daher auch unser Bildungssystem vor immense Herausforderungen gestellt. Immerhin konnten die meisten Hochschulen dadurch lernen, wie ein digitalisierter Hochschulbetrieb funktionieren kann. Eigentlich sollte es aber keine Krise brauchen, um digitale und flexible Lehre für uns zu ermöglichen. Denn in der digitalen Lehre geht es darum, vielen überhaupt erst ein Studium zu ermöglichen. Wer Kinder erziehen muss oder den ganzen Tag arbeitet, hat überhaupt keine Zeit, sich in eine Vorlesung zu setzen. Werden Lehrveranstaltungen digital oder zum Nachschauen angeboten, ist ein Studium auch mit Arbeit oder Betreuungspflichten vereinbar. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, vor dem Beginn der Lehrveranstaltungen selbst zu wählen, ob sie online oder in Präsenz besucht wird. Damit können unterschiedliche Vortragsweisen und unterschiedliche Zeitslots der Lehrveranstaltungen angeboten werden. Bei Lehrveranstaltungen, bei denen eine präsente Anwesenheit notwendig ist, muss das Angebot an unterschiedlichen Terminen erweitert werden. Mit einer solchen Auswahl im Stundenplan kann das Studium an unsere Bedürfnisse und Lebenssituationen angepasst werden.

Wir fordern qualitative Lehre mit einer Wahlfreiheit zwischen online und präsenter Lehre.

Neben den Studiengebühren sind auch die Mindeststudienleistungen ein Produkt unserer konservativen Regierung. Zum ersten Mal in der Geschichte der zweiten Republik wurden 2021 verpflichtende Mindeststudienleistungen eingeführt. Wer zu wenig ECTS erbringt, darf nicht weiter studieren. Mit den Mindeststudienleistungen werden unsere Hochschulen immer weiter an den Leistungsgedanken und die wirtschaftliche Verwertbarkeit geknüpft. Wer nicht leistet, muss gehen. Auch hier wird völlig missachtet, wie verschieden unsere Lebenssituationen sind – und wie sich Mehrfachbelastungen gerade durch Betreuungspflichten und Nebenjobs auf den Studienerfolg auswirken. Schon wieder betrifft das genau die Studierenden, denen sowieso schon Steine in den Weg gelegt werden. Wir wollen nicht ständig aussortiert werden. Wir wollen ein Studium ohne Leistungsdruck, damit jede_r Studierende_r so lernen kann, wie er_sie es benötigt.

Wir fordern die Abschaffung der Mindeststudienleistungen hin zu einem Studium ohne Leistungsdruck.

Sexismus macht auch vor den Türen der Hochschule keinen Halt. Sexistische Lehrende, unpassende Kommentare oder übergriffige Situationen sind leider immer noch Alltag für viele Studierende. Eine Erhebung der Österreichischen Hochschüler_innenschaft hat ergeben: Jede_r zehnte Studierende hat im Hochschulkontext bereits Gewalt erfahren. Betroffene Studierende wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können und noch immer gibt es zu wenig Maßnahmen, um Sexismus an den Hochschulen zu verhindern. Das führt dazu, dass die wenigsten Vorfälle überhaupt erst gemeldet werden. Mit der Einrichtung eines anonymen Meldetools bei Übergriffen, das unabhängig der Hochschule arbeitet und öffentlich abrufbar ist, kann für jede_n Student_in eine sichere Anlaufstelle geschaffen werden. Durch die anonymisierte Aufarbeitung können Betroffene endlich die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Wir fordern die Einrichtung eines anonymen Meldetools bei Übergriffen an Hochschulen, um diskriminierenden Vorfällen vorzubeugen.

Laut für diverse Hochschulen!

Vor mittlerweile fast 80 Jahren wurde der letzte öffentliche Studiengang für alle Geschlechter geöffnet. Seither hat sich im Kampf gegen Unterdrückung und Diskriminierung viel getan, wir haben uns weiter gebildet, weiter vernetzt und weiter gekämpft. Unsere Hochschulen hingegen sind anscheinend in der Zeit stecken geblieben. Denn noch immer sind Frauen, migrantische und queere Personen oder People of Colour an der Hochschule unterrepräsentiert, noch immer werden Studierende tagtäglich diskriminiert und noch immer halten unüberwindbare Hürden ganze Personengruppen von der Hochschule fern. Wir wollen ein Studium frei von Angst, Diskriminierung oder Benachteiligung. Wir wollen eine Hochschule, die unsere Gesellschaft vielfältig widerspiegelt. Wir sind laut für diverse Hochschulen. Wir fordern:

Unsere Hochschulen sind weiß. Noch immer sind nichtweiße und migrantische Personen maßgeblich unterrepräsentiert und müssen sich seit Kindesalter in einem Bildungssystem durchkämpfen, das sie gar nicht an Hochschulen sehen will. Die Wenigen, die trotz des ungerechten Systems ein Studium aufnehmen können, haben täglich mit Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen. Dabei haben wir eine Hochschule für alle erst erreicht, wenn auch alle den gleichen Zugang zur Hochschule haben und gleichermaßen repräsentiert sind. Wir kämpfen also für eine Hochschule, die nicht nur nicht rassistisch, sondern antirassistisch ist. Denn gerade im Bereich Antirassismus muss Österreich so einiges aufholen. Es braucht darum einen gesamtheitlichen Plan, der das Problem als Ganzes anpackt, anstatt nur an einzelnen Schrauben zu drehen.

Wir fordern einen umfassenden Aktionsplan gegen Rassismus an Hochschulen mit dem Ziel, allen denselben Zugang zu Bildung und Forschung zu geben.

Barrieren findet man überall an der Hochschule. Ob am Gebäude, bei den Lehrmethoden oder in der Prüfungsmodalität: Zahlreiche Steine werden Studierenden mit Behinderungen in den Weg gelegt, die sie oft daran hindern, überhaupt erst ein Studium aufzunehmen. Dabei ist es nicht etwa eine Krankheit, die sie behindert, sondern das Bildungssystem, das die Hürden aufstellt. Einzelne Hochschulen haben bereits Ansätze, wie alternative Lehr- und Prüfungsformate Studierenden mit Behinderungen oder Erkrankungen helfen können, ihr Studium zu verfolgen. Doch diese stehen nicht allen betroffenen Studierenden gleichermaßen zur Verfügung. Es braucht gesetzlich verankerte Optionen, um allen Studierenden einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu bieten, der für die Bedürfnisse betroffener Studierender passend ist.

Wir fordern das Recht auf barrierefreie Prüfungs- und Lehrmethoden, um Hürden im Studium abzubauen.

Auch für queere Personen – besonders trans, nicht binäre und inter Personen – ist die Hochschule nicht die heile Welt. Personen, die sich außerhalb ihres zur Geburt festgestellten Geschlechtes definieren, werden von vielen Verantwortungsträger_innen an Hochschulen wegignoriert. Dementsprechend wenig Akzeptanz wird queeren Personen entgegengebracht. Falsch angesprochen zu werden, gehört für die meisten zum Alltag. Dass genau das aber auch oft Gefahren mit sich bringt, ist vielen unbekannt. Wird vor dem ganzen Hörsaal ein alter und damit falscher Name oder Pronomen verwendet, ist das nicht nur unangenehm und unsensibel, sondern kann queere Personen in gefährliche Situationen drängen. Queere Studierende werden dadurch gezwungen, ungewollt vor den Mitstudierenden die eigene Identität erklären zu müssen. Schnell kann daraus eine Gewaltsituation entstehen, wenn Mitstudierende oder Hochschulangehörige intolerante Einstellungen haben. Um solchen Situationen vorzubeugen, muss es niederschwellige Möglichkeiten geben, die eigenen personenbezogenen Daten anzupassen. Wir wollen allen Studierenden die Möglichkeit einräumen, selbstständig ihren Namen- oder Pronomeneintrag im E-Learning-System der Hochschule zu ändern. Was nur eine kleine technische Anpassung ist, kann für einige Studierende einen Schritt Richtung Akzeptanz bedeuten.

Wir fordern die freie Namen- und Pronomenwahl für alle Studierenden.

Obwohl an unseren Hochschulen über 55 Prozent der Studierenden weiblich sind, werden 80 Prozent der Professurstellen von Männern besetzt. Doch nicht nur die hoch angesehenen Arbeitsplätze, auch das Gehalt ist ungerecht verteilt. Wir sehen also: Wissenschaft und Forschung sind nach wie vor männlich dominiert. Die Überrepräsentation von Männern an der Hochschule ist nicht nur ein falsches Vorbild für Studierende, sondern führt auch zu männerzentrierter Forschung und lässt alle anderen Geschlechter und Identitäten außen vor. Werden die Hochschulposten gerecht an alle Geschlechter verteilt, bildet das unsere Gesellschaft besser ab, schafft eine größere Lohngerechtigkeit und kann eine breitere und gerechtere Forschung und Lehre etablieren. Wir wollen Hochschulen, an denen Gleichbehandlung für Studierende und Personal endlich Realität ist.

Wir fordern eine geschlechtergerechte Besetzung bei Hochschulpersonal.

Projekte für eine laute ÖH für alle

Wir wollen weiterhin eine kritische, laute und politische ÖH sein, die das Sprachrohr aller Studierenden statt das Instrument des Bildungsministeriums ist. Wir wollen ein leistbares Bildungssystem, das Platz für alle hat und zukunftsgerichtet ist. Alleine können wir das allerdings nicht erkämpfen. Unsere Forderungen werden wir deshalb auf jeder Ebene an politische Entscheidungsträger_innen, Mitstreiter_innen und Stakeholder_innen weitertragen. Wir wollen die Dinge aber auch selbst in die Hand nehmen. Mit unseren Projekten machen wir auf Missstände aufmerksam, erleichtern den Studierenden den Alltag an der Hochschule und gestalten den bildungspolitischen Diskurs mit. Mit unseren Projekten wollen wir laut für alle Studierenden eintreten und die Hochschulen formen.

Das Beihilfesystem in Österreich ist bürokratisch, schwer durchschaubar und unbekannt. Die wenigsten kennen sich genau mit der Zusammensetzung der Beihilfen oder der sozialen Lage der Studierenden aus und wissen über die Angebote Bescheid. Die Studienbeihilfe ist alles andere als sozial gerecht. Gerade ist sie viel zu niedrig und nur für wenige zugänglich. Zum Leben reicht das nicht. Wir kämpfen für eine Beihilfe, die tatsächlich ein gutes Leben gewährleistet, nicht an unsere Leistungen im Studium geknüpft ist und mehr Studierende erreicht. Wir kämpfen für Hochschulen, die für alle zugänglich sind, unabhängig ihrer sozialen Lage. Nur leider muss gerade die Studienbeihilfe häufiger gegen weitere Verschlechterungen verteidigt werden, anstatt überhaupt auf Zukunftsvisionen zu sprechen zu kommen. Angriffe auf und Einschnitte in die soziale Durchlässigkeit der Hochschulen nehmen immer weiter zu. Wir wollen der Regierung allerdings mit unserem Wunschkonzept zum Beihilfesystem und zur Verbesserung der sozialen Lage der Studierenden gegenübertreten. Von ganz hinten wollen wir das Konzept der Studienförderung aufrollen und Maßnahmen präsentieren, die ein Studium für alle ermöglichen. Dieses Konzept soll mit Expert_innen aus diesem Bereich ausgearbeitet und Entscheidungsträger_innen präsentiert werden.

Eine Krise folgt der nächsten, doch eine lauert stetig über uns: die Klimakrise. Seit Jahrzehnten beweisen Forscher_innen bereits, wie fatal sich die Klimakrise auswirken wird und wie dringend sie bekämpft werden muss. Irreversible Schäden in Form von Naturkatastrophen drohen die Bewohnbarkeit weiter Teile der Erde für immer zu zerstören. Munter und fröhlich machen Großkonzerne und die Industrie Milliardengewinne, während sie ungebremst weiter Abgase und Giftstoffe in die Luft pumpen. Da wird völlig klar: Es braucht einen Umbruch in der Art, wie wir wirtschaften. Hören wir auf die Wissenschaft. Nur mit einer Besteuerung von Großkonzernen und strengen Klimaschutzgesetzen kann dieser Krise Einhalt geboten werden. Doch diese Erkenntnisse der Forschung müssen endlich von der Politik und Wirtschaft ernst genommen und umgesetzt werden!
Es braucht eine sozial-ökologische Transformation, in der wir wirtschaften, ohne die Umwelt und Gesellschaft auszubeuten. Eine solche Transformation funktioniert nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen – auch unsere Hochschulen. Dafür braucht es ein gesamtheitliches Konzept für die Hochschulen: Wir brauchen systemkritische Lehre, interdisziplinäre und vernetzte Forschung zu Klimapolitik, klimafitte und energieeffiziente Hochschulen und zukunftsgerichtete Green Jobs. Wir Studierende gestalten die Zukunft unserer Gesellschaft – daher müssen wir auch lernen, wie wir das klimafreundlich und sozial gerecht tun können! Auch unsere Hochschulen selbst müssen zukunftsfit werden, um eine Wende hin zur Klimaneutralität zu schaffen. Die ÖH soll in einem Wegweiser den Weg zu einer sozial-ökologischen Transformation an den Hochschulen aufzeigen.

Unsere Studierendenwohnheime sind längst nicht mehr die kostengünstige Alternative zur Wohngemeinschaft, wie sie das eigentlich sein sollten. Längst treiben private Heimanbieter_innen die Preise in die Höhe und die Qualität in den Keller. Die studentische Heimvertretung, die für die Interessen der Studierendenheimbewohner_innen eintritt, hat das Potenzial, tatsächlich die Lebensbedingungen von Studierenden aktiv zu verbessern und mitzugestalten. Leider finden aber immer weniger Studierende die Zeit, sich in der Heimvertretung zu engagieren. Mit der ÖH wollen wir die Studierendenheime wieder aufleben lassen. Dafür wollen wir die Studierendenheime neu denken und Konzepte erstellen, wie sie die heutigen Bedürfnisse von Studierenden erfüllen sowie klimafreundliches Wohnen leistbar ermöglichen. Neben baulichen Verbesserungen ist es uns wichtig, das soziale Innenleben der Heime aktiv zu stärken und die Heimverterter_innen zu vernetzen. Die ÖH-Wohnoffensive soll nicht nur einzelne akute Probleme lösen, sondern einen zeitgemäßen Wohnstandard für alle zukünftigen Generationen etablieren und diesen daher gesetzlich verankern.

unseren Hochschulen. Neben fehlendem Zugang von People of Colour und migrantischen Personen zur Hochschule und Hochschulposten müssen auch Studierende mit diskriminierendem Verhalten oder rassistischen Lehrenden an jeder Hochschule kämpfen. Die Regierung ist viel eher Teil des Problems als Teil einer Lösung. Wir wollen diesen Ungerechtigkeiten nicht tatenlos zusehen, sondern aktiv eine antirassistische Hochschule erkämpfen. Deshalb organisieren wir eine Vernetzungskonferenz für antirassistische Hochschulen. Die Konferenz soll einen Diskurs zwischen Organisationen, Aktivist_innen und Jungwissenschaftler_innen mit Expertise im Thema Antirassismus schaffen. Unter der Einbindung vieler unterschiedlicher Stimmen können wir an einer Vision für antirassistische Hochschulen feilen. Mit diesen Erkenntnissen wollen wir der Regierung einen Grundstein legen, auf dem der Weg hinzu antirassistischen Hochschulen aufgebaut werden soll!